24/11/2024 0 Kommentare
Wie die Träumenden
Wie die Träumenden
# Aktuelles

Wie die Träumenden
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
Ein schönes Bild aus Psalm 126.
Die Träumenden, die sprechen: I have a dream!
Wer einen Traum hat, will was von der Zukunft. Doch in Zeiten der Trauer fällt der Blick nach vorn schwer. Das, was war und jetzt fehlt, überlagert alles. Träumen fühlt sich an wie ein Luxus, den man sich gerade nicht leisten kann.
Doch Träumen hat zwei Seiten.
Es verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft.
In die Vergangenheit zu träumen, das bedeutet, sich an schöne Momente zu erinnern. In Erinnerungen zu schwelgen. Die guten alten Zeiten zurückzusehnen. Zeiten voller Nähe, Liebe und Freude.
In die Zukunft zu träumen, heißt: Hoffnung haben. Hoffnung, dass diese Liebe, diese Freude eines Tages wieder möglich sein wird.
Beides ist wichtig: Denn nur, wer Liebe und Zusammenhalt schon einmal erlebt hat, kann sich vorstellen, dass sie auch wieder zurückkommen können.
Aber wie schwer das ist, wissen alle, die trauern.
Der Kopf ist voller Erinnerungen – die einen schmerzlich, die anderen schön. Selbst die Nacht, die doch eigentlich neue Kraft geben soll, bringt oft keine Ruhe. Träume für die Zukunft? Sie scheinen unmöglich. Der Gedanke an die Zukunft wird eher zum Albtraum. Die Tränen fließen und rauben den Schlaf.
Doch genau in dieser Dunkelheit begegnet uns Gottes Verheißung:
Siehe, ich mache alles neu.
Auf dieser Erde fühlen sich Tränen oft an wie schwere Lasten. Wie ein Fluss, der uns mitreißt und den Boden unter den Füßen wegzieht. Aber Gott verspricht:
Ich werde abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Gott wischt die Tränen ab. Doch es ist kein achtloses Wegwischen. Sondern ein Aufsammeln, wie einen Schatz. Denn jede Träne erzählt von einer Liebe, die so groß war, dass sie weh tat, als sie verloren ging. Jede Träne ist unendlich kostbar.
Ich mache alles neu.
Das ist das neue Jerusalem. Die Hütte Gottes bei den Menschen. Das, was wir den Himmel nennen.
Kein ferner Ort, sondern ein Zustand:
Der Himmel ist das Ende von Schmerz, das Ende von Dunkelheit, das Ende von Tränen.
Und der Himmel ist auch das große Immer – eine Ewigkeit, die sich nicht lang und schwer anfühlt. Sondern wie ein kostbarer Moment, der ewig bleibt. Ein Zustand, in dem wir ganz geborgen sind in Gottes Nähe und Liebe.
Vielleicht können wir heute damit beginnen, wieder ein bisschen zu träumen. Nicht, um den Schmerz zu verdrängen, sondern um ihm etwas zur Seite zu stellen.
Vielleicht können wir träumen davon, wie es wäre, wenn Zerbrochenes wieder heil wird.
Vielleicht träumen wir davon, die Liebe, die wir vermissen, wieder zu spüren – stärker, als wir es uns vorstellen können.
Und wenn das Träumen noch nicht gelingt, dann ist auch das in Ordnung. Das Gebet aus Psalm 126 ist ein Wir-Gebet. Viele Menschen haben es über Jahrhunderte gemeinsam gesprochen. Vielleicht war damals nur ein einziger dabei, der es schon wagte, zu träumen. Eine Person, die fest daran glaubte, dass Gott alles neu macht – und diesen Traum für alle aufgeschrieben hat, die selbst noch nicht nach vorne träumen konnten.
Dieser Traum hält uns bis heute: Gott ist ein Gott, der alles neu macht.
Ein Gott, der aus Trauer Freude wachsen lässt.
Ein Gott, der bei uns ist – hier und in Ewigkeit.
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