Startseite

Ev. Luth. Kirchengemeinden Borby & St. Nicolai in Eckernförde

Knecht Ruprecht

Knecht Ruprecht

Knecht Ruprecht

# Aktuelles

Knecht Ruprecht

Knecht Ruprecht in Bayern

Das Drama in mehreren Akten dauerte drei Stunden. 

Im Nachhinein sind sie sich gar nicht mehr so sicher, ob es tatsächlich ein Drama war, denn sie müssen immer und immer wieder lachen, wenn sie sich an diesen Tag zurück erinnern. 

Es war der 6.12.2009 und die Familie war gerade erst nach Bayern gezogen. Neu in der bayerischen Gemeinde im Norden Münchens, fragte die Leitung des kirchlichen Kindergartens den Vater, ob er sich nicht an dem alljährlichen Knecht Ruprecht Rundgang beteiligen wollte. Der Mann freute sich, gefragt worden zu sein und sagte prompt zu. Den Knecht Ruprecht allerdings wollte keiner spielen, so übernahm er die Rolle. Nun waren sie ja gerade erst nach Bayern gezogen und der bayerischen Mundart noch nicht so mächtig. Und so entwickelte sich das Drama … 

Als Knecht Ruprecht verkleidet und in Begleitung des Krampus sollte der Vater mit einem voll beladenen Sack von Familie zu Familie ziehen. In Bayern ist dieser Tag ein Familienereignis und die gesamte Familie versammelt sich in Erwartung der Ankunft Knecht Ruprechts mit seinem Gehilfen. Vor der Tür werden die Geschenke abgestellt und die Eltern bereiten jeweils einen Text vor, den Knecht Ruprecht lesen soll.
Knecht Ruprecht packte also die Geschenke mit Krampus zusammen in den Sack und klopfte an die Tür.

Die erste Tür öffnete sich mit einem schwer verständlich bayerischen Gruß. Knecht Ruprecht sagte nur „Ho ho.‘“ Das war quasi bundesweit anerkannter Ruprechtgruß und für jeden verständlich.  Im Wohnzimmer allerdings nahm das Schicksal seinen Lauf. Knecht Ruprecht begann den vorgegebenen Text zu lesen und stellte beim Lesen mit Erschrecken fest, dass es Bayrisch war, was da stand. Völlig überrumpelt improvisierte er leicht stockend. Die Anwesenden blieben stumm, selbst Krampus unternahm keinen Versuch, die Situation zu retten. Bei der nächsten Familie konnte Knecht Ruprecht auf die Frage eines kleinen Jungen nur mit einem weisen „Ho ho!“ antworten. Dass bei der übernächsten Familie die Geschenke für ein Kind fehlten, wird an dieser Stelle geflissentlich übersehen und lag nicht in der Macht Knecht Ruprechts.

Verschwitzt und froh, den Abend überstanden zu haben, kam der Familienvater müde nach Hause. Der Kindergarten hat seitdem nie mehr bei ihm nachgefragt und die Kinder der Familie waren noch lange der Annahme, dass sie drei Fremdsprachen sprächen: Deutsch, Englisch und Bayrisch.

                                                                                                  Anja von Waldow

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed