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Glücksmoment

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# k.eck 141

Glücksmoment

Moment mal – was war das?

Das passt gar nicht in meinen bisherigen Tag!

Schließlich ist es November, alles ist farblos. Die Bäume endgültig vom bunten Laub befreit, der Himmel vornehmlich grau und diesig bis wolkenverhangen. Und nicht mal davon bekomme ich besonders viel mit, denn ich verlasse im Dunklen das Haus und kehre erst in der Dämmerung wieder heim. Ich will nicht jammern, das kennen wohl alle, die irgendeiner Beschäftigung nachgehen. Schlechter Schlaf gehört ja irgendwie auch zum Lifestyle der heutigen Zeit. Mein Mann und ich wecken uns gerne die ganze Nacht abwechselnd auf, weil wir uns vom Schnarchen des Anderen genervt fühlen. Da werden aus den, von wissenschaftlicher Seite, empfohlenen 8 Stunden schnell mal 4 bis 5. Wenn mich mein Mann nicht wachhält, dann ist es irgendeine Erkältung, Hitzewallungen oder Karussellgedanken zur Lage in der Welt, oder meine eigenen unerledigten To-Do´s.

Das macht schlechte Laune. Die nehme ich mit in den neuen Tag. Ich komme mir vor wie der Grinch. Auf dem Weg zur Arbeit werde ich zweimal fast von einem Auto mitgenommen. Ich weiß, Radfahrer sind manchmal schlecht zu sehen, aber ich habe mir extra deswegen eine Leuchtweste angeschafft. Mit einem großen, grell reflektierenden Peace-Zeichen darauf. Als ich dem zweiten Autofahrer hinterher fluche, finde ich diese Weste total unpassend. Vielleicht hätte ich lieber den Totenkopf nehmen sollen.

Es geht munter weiter. Eine Arbeitskollegin hat sich gerade krankgemeldet, die Tonerkartusche von unserem Drucker ist plötzlich leer, im Kühlschrank begrüßt mich der fast lebendige Kräuterquark von letzter Woche … hab ich wohl vergessen zu entsorgen.

Ich, der Grinch, flitze durch den Kindergarten, dort arbeite ich nämlich, und versuche all die Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu räumen, ohne dass die Kinder die grüne Hautfarbe und die schlechte Laune bemerken.

Aber Kinder sind feinfühlig. Sehr sogar. Als wir im Morgenkreis sitzen, merke ich wie sie mich unter Beobachtung genommen haben. Okay meine Lieben … Ihr habt bestimmt gemerkt, dass ich heute Morgen ganz viel doofen Kram erledigen musste, zu dem ich keine Lust hatte. Und ich habe TOTAL schlecht geschlafen. Und ich bin erkältet. Deswegen habe ich jetzt richtig schlechte Laune. Das tut mir leid, ich hoffe, es wird bald wieder besser mit mir. „Ach sooo“, wird meine Stellungnahme kommentiert. „Dann bleib mal sitzen, wir machen jetzt den Morgenkreis!“

Bitte was? Ich bin baff. Sie legen los. Ich sitze wie ein Gast in unserem Morgenkreis. Ein Kind holt die Frisierkiste und kämmt mir währenddessen die Haare. Der kalte Kloß in mir fängt an, einem wärmenden Glühen zu weichen.

Wie gut sie mich kennen. Ich liebe es Friseur zu spielen. Das krault so schön. Sie regeln tatsächlich alles alleine. Kleine drei bis sechsjährige Menschen, teilen sich die Aufgaben zu und helfen einander, wenn etwas nicht klappen will. Bei der Tagesplanung holt ein Junge eine Tüte selbst gesammelte Nüsse in die Runde, schaut mich an und fragt: „Wollen wir heute Düsse kacken?“

Damit haben sie mich endgültig geknackt. Die „schlechte Laune Schale“ ist aufgebrochen. Was für ein Glücksmoment. Dass ich mit diesen Kindern diesen tollen Moment teilen darf. Was für ein Geschenk. Ich bin am besten Ort der Welt. Jetzt gerade, in diesem Moment.

Ich will mich daran erinnern, wenn der hektische Alltag wieder kommt.

Setzt euch hin, schaut zu, lasst euch frisieren und kackt Düsse!

Katrin Heise

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