15/10/2024 0 Kommentare
Streitgespräch
Streitgespräch
# k.eck 87

Streitgespräch
Ich sitze im Wald. Eigentlich schön, wenn ich mir nicht den Fuß verstaucht hätte. Aber die Frau von heute weiß sich zu helfen: Handy raus und Hilfe holen!
Das Display erleuchtet und ich bin einfach nur froh dieses Teil zu haben. Aber was ist das? Kein Empfang??! Ich starre auf mein Handy. Die Stimmung kippt. „Was soll das den jetzt?“ schreie ich es an. „Immer wenn man dich braucht funktionierst du nicht!“
„Was soll das denn jetzt heißen?“ kommt eine pikierte Stimme zurück. Mein Handy. Und es spricht weiter: „Tag und Nacht stehe ich zu deiner Verfügung, verschicke deine Mails, organisiere deinen Kalender, sende Nachrichten über Wat´s App zu irgendwelchen Leuten. Und diese Massen von Fotos!!! Jeden Mist musst du fotografieren! Glaubst du das macht mir Spaß? Wann hast du mich das letzte Mal ausgeschaltet Hm? Würdest du unter diesen Bedingungen arbeiteten wollen?“
„Nun ist ja mal gut!,“ versuche ich mein Handy zu unterbrechen. “Mag ja sein das du viel für mich machst, aber jetzt ist ein Notfall, jetzt brauche ich dich wirklich und genau jetzt funktionierst du einfach nicht!“
„Das willst du mir jetzt zum Vorwurf machen, ist das dein Ernst? Du bist doch total abhängig von mir, das hier ist doch der beste Beweis! Niemals würdest du ohne mich auskommen: Keine Bilder, keine Mails, kein Wats App, Online Banking, kein Google-Kalender…“ zählt es spöttisch auf. „Du wärst sowas von verloren ohne mich!“
Ich schaue mein Handy lange an…
„Du hast recht, ich habe mich schon sehr an dich gewöhnt. Vieles ist praktischer und einfacher mit dir. Aber ist das gut, dir so viel Verantwortung und Macht zu geben? Ich weiß kaum noch eine Telefonnummer auswendig und bei Fragen und Problemen schaue ich im Internet nach und versuche immer weniger Lösungen aus mir heraus, oder aus meinem unmittelbaren Umfeld zu suchen. Ich bin so sehr damit beschäftigt tolle Fotomotive zu suchen, das ich den Blick für das große Ganze, die Natur um mich herum verliere und sie gar nicht wirklich genieße. Mal ganz abgesehen von diesem Gebimmel mit dem du andauernd versuchst die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, mir zu zeigen was es alles an Neuigkeiten in der tollen virtuellen Welt gibt. Andauernd holst du mich aus dem Hier und Jetzt. Das macht mich nochmal wahnsinnig! So viele Informationen auf einmal kann ich einfach nicht bewältigen."
Ich schalte das Handy aus, lasse es in meiner Tasche verschwinden und schaue mich im Wald um. Da liegen doch tatsächlich einige dicke Äste und einer davon sieht aus wie eine Krücke! Das könnte doch funktionieren. Also dann: Auf geht´s nach Hause.
Ich glaube mein Handy und ich werden uns in Zukunft öfter mal eine Auszeit voneinander gönnen. Es tut einfach nicht gut, wenn man zu viel Zeit zusammen verbringt.
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