Startseite

Ev. Luth. Kirchengemeinden Borby & St. Nicolai in Eckernförde

Nachricht aus dem Medien-Exil

Nachricht aus dem Medien-Exil

Nachricht aus dem Medien-Exil

# k.eck 110

Nachricht aus dem Medien-Exil

Hallo liebe k.eck. Leser, 

ich melde mich mal eben aus dem medialen Exil. Seit 5 Wochen lebe ich nun anders als vorher. Ich habe mir dieses Jahr für die Fastenzeit vorgenommen, meinen Medienkonsum drastisch herunterzufahren. Internetplattformen wie YouTube, Instagram und Co sind tabu, meine Status-Anzeige bei WhatsApp ist verwaist, und ich habe keinerlei Nachrichten aus aller Welt gelesen oder gesehen (außer natürlich das, was sich in Gesprächen entwickelt, aber auch da habe ich mich bemüht, nicht in die Tiefe zu gehen).

Die Umstellung war etwas holprig, da habe ich komische Sachen ausprobiert, um mich nicht der zwangsläufig entstehenden Stille zu stellen. Ich war z.B. auf einer „Staubsaugerparty“ und habe mir tatsächlich einen recht hochpreisigen Saugwischer gekauft. Den habe ich jetzt nicht wirklich gebraucht, zumal ich Putzen wahrlich nicht zu meinen Leidenschaften zähle. Nun ja, bereuen tue ich es nicht, das Ding hilft mir immerhin mit diesen ungeliebten Tätigkeiten deutlich schneller fertig zu werden. Ich habe mich viel zum „Essen gehen“ mit verschiedenen Leuten verabredet, damit ich zuhause rauskomme und mir nicht die Decke auf den Kopf fällt. Ist aber auf Dauer auch ziemlich teuer.

Außerdem kann man nicht 7 Wochen vor ihr weglaufen – der Stille. Es war ja gerade Sinn dieses Experimentes zu sehen, was passiert, wenn ich mich dem stelle.

Das habe ich dann gemacht. Und in der Stille bin ich jemandem begegnet – mir selbst. Das war nicht immer angenehm, da waren auch echt unangenehme Gefühle dabei, über die ich mal dringend mit mir und mit Gott sprechen musste. Entscheidungen, die ich schon viel zu lange vor mir herschiebe und die endlich getroffen werden wollten, damit innere und äußere Klarheit entsteht. Da hätte ich manchmal wirklich lieber den Fernseher angemacht oder Katzenvideos geguckt. Aber inzwischen fühle ich mich gut, mit meiner neu gewonnenen Klarheit. Ich kenne mich selbst wieder besser und bin glücklich mit den Lösungen und Ideen, die ich für mich gefunden habe.

Und noch etwas ist mir aufgefallen. Ich poste gerne und oft schöne Momente und tolle Bilder von meinen Spaziergängen in der Natur. Aber wenn ich darauf einfach mal verzichte, entsteht etwas. Wie soll ich es nennen – Wertschätzung der eigenen Person gegenüber vielleicht. Der Moment gehört mir allein, ich teile ihn nicht. Er ist und bleibt privat. Das Leben ist voller Schätze, aber ich muss nicht dauernd allen meine offene Schatzkiste unter die Nase halten. Ab und zu reicht sicher auch.

Und noch eine Veränderung ist mir aufgefallen. Ich kann wieder geduldiger und besser zuhören. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie und Mitmenschen intensiver, teile ihre Sorgen mit größerer Aufmerksamkeit. Vielleicht fällt es meinem Gehirn einfach leichter die Informationen zu verarbeiten, wenn es nicht andauernd von allen Seiten „zugedröhnt“ wird.

Zwei Wochen habe ich nun noch vor mir. Hoffentlich falle ich nicht aus allen Wolken, wenn ich wieder die Nachrichten gucke. Aber ich vermute (befürchte), dass die Welt da draußen noch genauso verrückt ist wie vor meiner Auszeit.

Natürlich freue ich mich auch schon wie Bolle darauf wieder einen RICHTIGEN FILM zu gucken, mit Chips und leckeren Getränken dazu!

Aber ich werde achtsamer sein, wem und was ich in Zukunft meine Aufmerksamkeit schenke, denn sie ist kostbar.

Katrin Heise

Ich habe noch ein Lied für euch, das für mein Empfinden Aufmerksamkeit verdient hat und gut in diese Zeit passt: Herbert Grönemeyer mit Lied 11 - zur Nacht:

https://music.youtube.com/watch?v=xnA2rfPOUqo 

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed