Startseite

Ev. Luth. Kirchengemeinden Borby & St. Nicolai in Eckernförde

Der heilige Martin und die hundert Engel

Der heilige Martin und die hundert Engel

Der heilige Martin und die hundert Engel

# k.eck 89

Der heilige Martin und die hundert Engel

In der vollbesetzten Borbyer Kirche wurde am Sonnabend schon die zehnte „Nacht der spirituellen Lieder“ gefeiert.

Die erste spirituelle Nacht gab es 2004 in Aachen. Sabine Bevendorff gefiel die Idee von Anfang an. „Schon früh erlebte ich das Singen als meinen ureigenen Ausdruck“, sagt sie. Die Lehrerin, Sängerin und Liedermacherin ist in Krefeld aufgewachsen und lebt seit 36 Jahren in Eckernförde, davon die meiste Zeit in Borby.

„In meiner Kindheit haben mich die Feierlichkeiten zu Sankt Martin fasziniert“, erzählt sie. „Einmal im Jahr kommen Menschen im großen Kreis zusammen, wie einst der Heilige teilen sie den Mantel, indem sie Geld sammeln für andere. In Dankbarkeit singen sie zusammen für den Frieden.“ All dies geschieht auch bei der spirituellen Nacht, die Bevendorff nun schon zum zehnten Mal organisiert hat. Die weltoffene Borbyer Kirchengemeinde war von Anfang an bereit, ihre Pforten zu öffnen. Die Kirche wird mit hohem Aufwand umgestaltet; nachher muss alles wieder so sein wie zuvor. Die Besucher gruppieren sich um die gestaltete Mitte in der Kirchenmitte.

Seit 2012 gibt es diese Nächte in Borby, mit einer Pandemiepause von 2020 bis 2022. Die sanft beleuchtete Kirche vermittelt Harmonie und Geborgenheit; alle Plätze sind belegt, einige müssen stehen. Zusammen singen Hunderte von Menschen Lieder dieser Erde, heilige Gesänge und Mantras aus allen Religionen und Kulturen. „Singe, bis deine Seele tanzt“, das ist das Motto der Nacht. Die Stimmen erklingen mit stimmigen Texten; sie handeln von Liebe und Mitgefühl, von Frieden und Freude, von Achtung und Ehrfurcht. Harmonische Klänge von Gitarre und Handtrommel, Flöte und Klarinette begleiten den Gesang. Als lautes Klatschen die Stille zerreißt, bittet Sabine Bevendorff, sich das für den Schluss aufzusparen.

Die einfachen Texte und die eingängigen Melodien sind leicht zu lernen, es geht gut ohne Textblätter. Jedes Lied wird mehrmals nacheinander gesungen und entwickelt schnell eine meditative Kraft. Die tiefen Botschaften wärmen das Herz: „Ich öffne mein Herz für die Liebe, ich nehme mich selbst liebevoll an.“ Gelegentlich kommt nach einem Lied zunächst – nichts; einfach nur ungewohnte, wohltuende Stille.

Die Einnahmen kommen immer einem sozialen Projekt zugute, dieses Mal dem Engelprojekt des Hospizdienstes; Michael Busch stellt dessen Arbeit vor. Die kleinen Engel als Begleiter für Sterbende oder Trauernde stehen auch in der Mitte neben Kerzen um einen großen Engel. Danach ertönt das passende Lied: „Da ist ein Engel an deiner Seite, der dich hält“. Die eingesammelten Spenden runden die Veranstalter auf 1.300 Euro auf, das reicht für 100 neue Engel.

Das gemeinsame Singen entfaltet eine eigene Kraft, die in allen Kulturen auch zum Gebet genutzt wird. Ein Lied besteht nur aus dem einen Wort „Schalom“ – „Friede sei mit uns“. Singen tut Körper, Geist und Seele gut; auf dem Heimweg klingen und schwingen die Gesänge nach.

Martin Stährmann

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed