02/07/2024 0 Kommentare
Brief an Mama
Brief an Mama
# k.eck 65

Brief an Mama
Die antike Schreibmaschine, in der etwas düsteren Ecke des Raumes, war ihr bisher noch gar nicht aufgefallen.
Dabei liebte Kathleen solchen Tinnef, der in der heutigen Zeit so völlig überholt wirkte. Dieses Schreibgerät zog sie magisch an. Als sie vor ihr auf dem Tisch stand, sie das Papier einspannte, mit diesem Drehknopf und dabei das klackernde Geräusch entstand, an welches sie sich noch so gut erinnern konnte, da war plötzlich alles Zeitlos.
Ihre Hände waren die Hände ihrer Mutter, die sie damals immer so fasziniert beim Einspannen des Papieres beobachtet hatte.
Sie legte ihre Hände auf die Tasten und roch den Duft der Apotheke in der diese Schreibmaschine früher stand, im Hinterzimmer. Mutter arbeitete dort auch an den Wochenenden, wenn Kathleen keine Schule hatte. Dann durfte sie mitkommen und schreiben… „Lieb, dass du mir hilfst!", hörte sie ihre Mutter sagen, als sie - ihr zuzwinkernd - das Hinterzimmer verließ um die Kunden zu bedienen.
Kathleen begann zu schreiben. Klick klick klick klack… Die Hebel hämmerten Buchstaben auf das Papier. Nicht zu schnell, sonst verheddern sie sich!
Ihre Hände schrieben, ohne zu fragen immer weiter. Das Klackern erfüllte die Räume, Räume einer anderen Zeit, die in diesem Moment Gegenwart waren.
Ein Brief an ihre Mutter, aus dem Herzen aufs Papier. Über kostbare Kindheitserinnerungen und eine Zeit die langsamer schien, sinnvoller und verzauberter als die heutige. Geschrieben mit den Kinderaugen einer Frau.
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