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Hanna-Lore Kyeck

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# VK Hanna-Lore Kyeck

Hanna-Lore Kyeck

Die „Frau mit dem Eimer“

Vor Corona-Zeiten mal eben rund 250 Kirchenbriefe in ihrem Bezirk in Borby auszuteilen, das hat Hanna-Lore Kyeck immer gut gefallen, kam man doch auf der Tour gern mit dem ein oder anderen ins Gespräch. Auch der kleine Fußmarsch war eine willkommene sportliche Übung zwischendurch. Und auch ihre Tätigkeit als Kirchenhüterin in Borby „macht ganz viel Spaß“. Viele gute und interessante Unterhaltungen habe  es in der Kirche gegeben und manch Besucher „fragt einem das Hemd vom Mors“ schmunzelt sie halb auf Friesenplatt. 

Das alles erzählt sie mir bei einer guten Tasse Tee, serviert in rosenverziertem Geschirr, mit Goldrand wohlgemerkt. Dazu gibt es Kandisklunker und frisch gebackene und selbst aufgerollte knusprige Waffeln. Vor Jahren hatte die in Jever geborene Friesin die entsprechenden Waffeleisen bei Reico geordert, vielleicht ein Andenken aus der Heimat, denn hier kannte kaum jemand diese speziellen Waffeleisen. Heute backt sie diese feine Spezialität, die je nach Gusto pur oder mit einem Klecks Sahne gefüllt schnabuliert werden können, zum nachmittäglichen Kaffeebesuch oder verschenkt sie auch schon mal zu Weihnachten als gern gesehenes Mitbringsel. Das Rezept dafür gibt es ganz unten. 

Nun zu dem Eimer: Hanna-Lore kommt ursprünglich aus dem friesischen Jever. Dort hatten die Großeltern einen landwirtschaftlichen Hof. Ihr Vater arbeitete als Friseurmeister. „Ich wurde gläubig erzogen“, erzählt Hanna-Lore. Heute erinnert sie sich besonders gern an ihre Großmutter Johanna, die sehr früh Witwe geworden war. „Oma Johanna hatte ein ganz großes Herz!“. Sie war immer für andere da. Die Flüchtlinge, die auf dem Hof und in der Nachbarschaft mitarbeiteten, durften immer bei der Oma mitessen, keine Selbstverständlichkeit nach Kriegsende. 

Hanna-Lore ging dann in die Lehre in einem Anwaltsbüro und arbeitete weiter in der Kanzlei bis zum Tod des Chefs. In dieser Zeit lernte sie auch ihren späteren Mann Richard kennen, der aus Masuren gekommen war und bei der Luftwaffe tätig war und wenige Jahre später heiratete das junge Paar. Rund 30 Jahre war das Paar verheiratet, dann erfolgte die Trennung. Obwohl es auch gute Zeiten gab in dieser Ehe, so kamen Sohn Richard und Tochter Doris zur Welt, machte Hanna-Lore auch schwere Zeiten durch, bis sie sich vor 27 Jahren endgültig von ihrem Ehemann trennte. Während der Ehe baute sich die Familie eine Existenz in Goosefeld auf, mit Landmaschinen- und Kfz-Werkstatt. Hanna-Lore war zuständig für das Beschaffen der Ersatzteile für die entsprechenden Fahrzeuge und wurde quer durch Schleswig-Holstein geschickt. Die kaputten Teile transportierte sie seinerzeit oftmals in einem Eimer und so hatte sie schnell ihren Spitznamen: „Da kommt die Frau mit dem Eimer“, schmunzelt sie heute. 

Nach der Trennung war sie in vielen Bereichen tätig. So habe sie beim Betreuten Wohnen geholfen, in einem Seniorenheim wurde gekocht, auch in der Bonbonkocherei konnte man sie „in Aktion“ erleben. Unterstützung erhielt sie in schweren Jahren vor allem durch ihren Sohn Richard und ihre langjährigen Freundinnen. Da wurde zum Beispiel mal eine Portion Gulasch extra gekocht, bei der Wohnungssuche geholfen oder ein heißer Glühwein vorbeigebracht. Und auch feste Termine wie das Wandern, Radfahren und Reisen mit den Naturfreunden, die sich mittlerweile der Heimatgemeinschaft angeschlossen haben und nun noch einmal im Monat einen extra Schnacktreff veranstalten, sowie regelmäßige Saunabesuche lassen keine Langeweile aufkommen. 

Viele Jahre hat Hanna-Lore Kyeck auch den Kirchenbrief ausgetragen. Leider gibt es diesen nicht mehr  in der ursprünglichen Druckversion und so spricht sie aus, was viele denken: „Der fehlt uns, der Kirchenbrief! Das ist Sparen am falschen Ende!“ Auf ihr Lebensmotto angesprochen, sagt sie, das Zitat von Marc Aurel gefalle ihr besonders gut: „Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast!“

Rezept:

- Einen Liter Wasser kochen, darin 400 Gramm Kandis einrühren, bis dieser aufgelöst ist und abkühlen lassen

- 400 Gramm Margarine erhitzen, flüssig werden und wieder abkühlen lassen

- Ein Pfund Mehl und die kalte Margarinemasse und den Saft von einer halben Zitrone in das Kandiswasser einrühren

- Je nach Geschmack kommen noch entweder etwas Kardamom ODER etwas Anis als Gewürznote hinzu

- Später aus diesem Teig kleine Portionen auf den speziellen Waffel- oder Crêpe-Eisen backen und sofort über einen konischen Riegel zu Waffeln aufrollen und je nach Geschmack füllen (Sahne, Pflaumenmus, Marmelade, Eis)

Susanne Panozzo

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