25/11/2024 0 Kommentare
Ein neuer Pastor für Egernførde
Ein neuer Pastor für Egernførde
# k.eck 93

Ein neuer Pastor für Egernførde
Seit September betreut Lasse Hultberg die Menschen in der dänischen Kirchengemeinde und freut sich, dass er Zeit für sie hat.
Martin Stährmann
Die bewegte deutschdänische Vergangenheit von Eckernförde zeigt sich bereits im Namen: Die Stadt ist wohl nach dem dänischen Wort egern für Eichhörnchen benannt und heißt auf Dänisch Egernførde. Die kleine dänische Kirchengemeinde hat seit September einen neuen Pastor: Lasse Hultberg ist mit seiner Frau Frederikke und den Söhnen Ambrosius und Thaddæus ins Pfarrhaus in der Ostlandstraße gezogen, hinter der Kirche. Cordelius, der älteste Sohn, lebt und studiert in Kopenhagen.
Bis er Pastor wurde, nahm Lasse Hultberg einige Umwege. In Kopenhagen aufgewachsen, studierte er dort Klavier und Chorleitung, hörte aber wegen Rückenproblemen auf. Danach studierte er Kunstgeschichte. Seine Frau Frederikke und er bekamen ihren ersten Sohn, der anfangs in seiner Gesundheit beeinträchtigt war. Da fragte Hultberg sich: „Was ist mir wirklich wichtig? Die Kunst? Oder die Menschen?“ Und er spürte einen Herzensruf, erzählt er: „Ich will mit Menschen arbeiten. Mein Glaube ist mir wichtig – ich werde Pastor.“ Bei seiner Frau, einer Lehrerin, rannte er damit offene Türen ein. „Die Arbeit der Kirche war von Kind an ein natürlicher Teil meines Lebens und liegt mir sehr am Herzen“, sagt sie.
Nach dem Studium der Theologie arbeitete Hultberg in einer großen Kirchengemeinde am Stadtrand von Kopenhagen. Nach der Geburt des dritten Sohnes zog es die Familie ins Ausland und lebte gut acht Jahre im kanadischen Edmonton. Die Erfahrungen, die Hultberg dort in einer kleinen dänischen Gemeinde machte, gaben schließlich auch den Ausschlag, nun nach Eckernförde zu kommen. „Ich liebe es, eine kleine Gemeinde zu betreuen. Da habe ich Zeit für die Menschen, für ihre Sorgen und was sie bewegt.“ Auch das „Multikulturelle“ in Eckernförde zieht ihn an, wie zuvor in Kanada: „Neben der deutschen Hauptkultur spielt das Dänische hier auch eine wichtige Rolle. Diese Verschiedenheit bereichert, man kann gut ins Gespräch kommen und das Neue kennenlernen.“ Auch das hat er in Kanada geschätzt: „In erster Linie zählt der Mensch und nicht die Nation. Hier in der Gemeinde sind wir Südschleswiger – als Deutsche und als Dänen.“
Die Grenzen der früheren Herzogtümer Schleswig und Holstein entlang des Nord-Ostsee-Kanals sind auch die Grenzen seines Arbeitsbereichs: In Holtenau, das noch in Schleswig liegt, gibt es auch eine kleine dänische Kirchengemeinde mit etwa 50 Mitgliedern; das restliche Kiel liegt in Holstein. Die Kirchengemeinde Egernførde umfasst rund 300 Menschen; sie wohnen im Altkreis Eckernförde und fühlen sich durch ihre Herkunft oder als Herzenssache Dänemark verbunden und zugehörig. Die Gemeinde ist rechtlich ein Verein und finanziert die Arbeit aus ihren Mitgliedsbeiträgen, nur der Pastor wird von Dänemark entsandt.
Zum Dienstauftrag Hultbergs gehören Gottesdienste und die Zusammenarbeit mit den dänischen Schulen in Ascheffel, Dänischenhagen und Eckernförde – beim Religionsunterricht, bei Feiertagen und Festen. In die hiesige Jes-Skolen-Schule gehen die meisten der Konfirmanden. Die vier dänischen Kindergärten besucht der Pastor regelmäßig, ebenso die verschiedenen Gruppen, beispielsweise für Seniorenarbeit. Frederikke unterstützt ihn in seiner Arbeit. „Wir sind ein Team“, sagt Lasse Hultberg und strahlt seine Frau an.
Die Musik ist ihm wichtig; er spielt gelegentlich Klavier. Auch will er einen Chor gründen und ihn anfangs selbst leiten: „Die Menschen in unserer Gemeinde lieben das Singen.“ Der Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst ist den Menschen wichtig, er stärkt das Gemeinschaftsgefühl. „Es heißt, die Dänen haben drei Sakramente – außer Taufe und Abendmahl noch den Kaffee“, sagt Hultberg und lacht. „Dies ist für mich eine wunderbare Gelegenheit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.“
Im Pfarrhaus stehen noch viele Umzugskartons, für das Einrichten war noch nicht genug Zeit. „Das muss noch hyggeliger, gemütlicher werden.“ Das Zwischenfazit des Pastors fällt positiv aus: „Ich fühle, ich bin am rechten Ort und kann hier etwas für die Menschen in der Gemeinde leisten.“
[Der Bericht erschien am 25. Nov. 2024 leicht gekürzt in der Eckernförder Zeitung.]
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