nicht ganz dicht
Du bist nicht ganz dicht!
Das lässt sich wohl keiner so gerne sagen. Aber genau das musste ich mir im samstäglichen Konfirmationsgottesdienst von unserem Pastor Jan Teichmann anhören. Und nicht nur ich. Dieses Urteil hat er mal eben pauschal über alle anwesenden, ja über alle Christen gefällt.
Ich dachte, ich hätte mich verhört, aber nein, er sagte wörtlich: „Wir Christen sind alle nicht ganz dicht!“, womit er sich selbst sogar eingeschlossen hat.
Der Mann ist überarbeitet, dachte ich zuerst bei mir, vermutlich weil in meinem Kopf eine ganz andere Definition für diesen Satz herumgeisterte, als in seinem. Für mich bedeutete dieser Satz bisher, dass jemand verrückt ist. Als Synonyme kann man nachlesen: Nicht ganz bei Verstand sein, seine fünf Sinne nicht beieinander haben, eine Schraube locker haben, eine Macke/Meise/Knall/Hau weg/Dachschaden haben - alles nicht besonders nett.
Nun muss ich dazu sagen, dass ich es innerhalb der Gesellschaft, und auch der Familie durchaus immer wieder so wahrnehme, dass man als Mensch christlichen Glaubens ein wenig belächelt wird. Kirche ist alt. Sie hat ein angestaubtes Image, ist in einigen Aussagen und Glaubenssätzen durchaus etwas fragwürdig. „Wie kann man denn so etwas in der heutigen Zeit noch glauben?“
Unsere Konfirmanden und Konfirmandinnen hat das anscheinend nicht abgeschreckt. Sie haben sich auf das Abenteuer eingelassen, christliche Gemeinschaft mit ihren Werten persönlich zu erleben, zu beleben und sich selbst ein Urteil zu bilden. Ich wünsche ihnen, dass sie in dieser Zeit einen Schatz gefunden haben der sie (mal mehr, mal weniger sichtbar) durch ihr Leben begleitet, ihnen Freude, Hoffnung, Kraft, Zusammenhalt und Trost schenkt.
Das geht nur, wenn wir offen sind, und bereit zum Austausch. Und genau das meinte Jan Teichmann mit seiner Bemerkung „Wir Christen sind alle nicht ganz dicht!“. Er Verglich uns mit kostbaren Gefäßen, alle einzigartig und verschieden. Wir sind zum Himmel geöffnet, bereit auch mal an Wunder zu glauben, uns befüllen zu lassen und das was wir empfangen miteinander zu teilen. So entsteht spürbare Verbundenheit, sowohl mit der großen Schöpferkraft, als auch untereinander.
Die Konfirmandinnen und Konfirmanden haben dazu ihre eigenen Abendmahlsgefäße gestaltet, die sie nun mit nach Hause nehmen. Wunderschön, kostbar und Einzigartig. Wie sie selbst. Wie jeder von uns.
„Nicht dicht sein“ verstehe ich ab sofort jedenfalls als großes Kompliment!