Nachgebohrt
Nachgebohrt…
Ja, ich weiß, das ist ein heikles Thema, wenn man so nachfragt, was ein Anderer eigentlich über eine Sache denkt, was seine ganz eigenen Gedanken dazu sind. Zum einen könnte ich Antworten bekommen, die überhaupt nicht zu meinen passen – eine fremde Wahrheit. Auch für den "Bebohrten" kann es unangenehm sein. Wie wird mein Gegenüber auf die Antwort reagieren? Vielleicht habe ich überhaupt keine Ahnung oder keine Meinung zu dem Thema und will nicht dumm dastehen.
Aber ich kann nur alle ermutigen, mal intensiver nachzuforschen, was die Mitmenschen denken. Dieser Austausch kann wirklich erhellend sein, inspirierend, als ob man ein Bild von verschiedenen Seiten betrachten würde.
Ausdrücklich ermuntern möchte ich übrigens an dieser Stelle auch, gelegentlich einmal bei sich selbst nachzubohren: Hier kommt oft Erstaunliches zutage!
Im Kindergarten ist das Nachbohren völlig unkompliziert: Die jungen Menschen geben noch sehr unbedarft und ehrlich Auskunft zu ihrer Meinung und ihren Gedanken.
Manchmal belegen sie Begriffe, die für uns Erwachsene selbstverständlich sind, mit einer komplett anderen Bedeutung; ein anderes Mal bekommt man gnadenlos ehrlich die Meinung gesagt: Kinder schonen einen da nicht. Ich möchte euch heute mal ein Fenster in unseren Kindergarten öffnen, damit ihr dem unverwechselbaren Kindermund etwas lauschen könnt:
Szene 1:
Wir spielen Friseur, C. kämmt meine Haare (Ich liebe es!). Plötzlich stockt sie und schaut intensiv auf meinen Kopf, so dass man meinen könnte, ich habe Läuse. Dann schaut sie mir erschrocken in die Augen. „Katrin, - du sterbst bald!“, stößt sie hervor. Ich bin irritiert. „Wie kommst du denn darauf?“ „Na da!!“ Sie deutet auf meine Frisur, „weiße Haare! Dann ist man alt, und dann sterbt man.“ Puh, … das sind harte Fakten. Aber ich kann Sie beruhigen, dass das hoffentlich noch gaaaanz lang dauert, und graue Haare alleine noch kein Todesurteil sind.
Szene 2:
Heute bringt Oma die kleine G. in den Kindergarten. Sie hält Omas Hand fest und will gar nicht loslassen, damit diese noch bleibt. Nach einer Weile sagt meine Kollegin aufmunternd: „Na G., nun musst du Oma aber langsam mal loslassen, das ist ja hier kein Omagarten, sondern ein Kindergarten!“ L., der alles vom Maltisch aus mitbekommen hat, schaut auf und fügt erklärend hinzu: „Genau! Dafür gibt es ja schließlich das Altersheim!“
Szene 3:
Wir sitzen im Morgenkreis. Die Kinder haben das Wort „KLIMAKLEBER“ aufgeschnappt und wollen wissen was das ist. Wir fragen, was sie denn meinen, was das sein könnte.
Hier die Antworten:
S.: “Na, das ist so Kleber der die Temperatur verändern kann. Entweder er wird kälter oder wärmer, je nachdem, was das Klima gerade braucht.“
L.: „Das Klima kommt von oben und fällt in den Kleber rein. Dann klebt es da drin so fest.“
A.: „Ich vermute das ist Spezialkleber für Bildschirme – Klima vielleicht weil der umweltfreundlich ist.“
Szene 4:
Am Mittagstisch. M. ist der Löffel in seine Kartoffelsuppe gefallen. Er möchte einen neuen haben.
Ich: „Ach, den kannst du doch auch kurz unter dem Wasserhahn abspülen, dann ist er wieder sauber.“ A. schaltet sich besorgt in das Gespräch ein: „Du Katrin, meinst du nicht, dass der Löffel dann rosten könnte?“
Und nun, zum Abschied gibt es noch ein echtes Hörerlebnis. Von den Kindern, für euch, weil es so gut passt:
Das Popellied
Ref.: //Ein Popel, ein Popel, ein Popell oh lalla!//
1.//Dies Lied ist ausgeknobelt für jeden der popelt//
2.//Spazierst du auf der Straß´, steck den Finger in die Nas//
//und irgendwo da hinten wird sich sicher etwas finden!//
3.//Die langen eleganten gibt´s beim Elefanten//
4.//Was kann man von der Mama übers Popeln noch erfahren?//
//Sie wird erzählen dass die früh´ren Popel besser warn.//
5.//Hast du mal eine Freundin dann sei immer Nobel//
//und wenn sie dir ein Küsschen gibt, gibst du ihr einen Popel!//
Damit möchte ich das Fenster für heute schließen. Ich hoffe sie konnten etwas schmunzeln und staunen…
Liebe Grüße aus dem Borbyer Kindergarten!
Hinweis: Das Popellied wurde geschrieben von Gerhard Schöne zu einer traditionellen mexikanischen Melodie.